von Tanja Meuthen Copertino
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28. Juni 2024
Stellt euch vor, alle Reels wären ab sofort stumm. Social Media wäre nicht mehr dasselbe, ohne die Tanzvideos und die Begleitung der neuesten Songs von Taylor Swift. Aber genauso ist es rechtlich gesehen richtig, denn die AGB von Meta haben sich geändert und der schwarze Peter liegt jetzt bei dem, der das Video hochlädt. Wir, die Nutzer, müssen uns selbst darum kümmern, die Musikrechte nicht zu verletzen und streng genommen direkt einen Lizenzvertrag mit dem Künstler schließen, aber nicht nur mit ihm, sondern auch mit dem Songtexter und dem Musikverlag. Am sichersten ist es, KEINE Musik zu verwenden oder selbst zu singen…aber es gibt noch einige andere Möglichkeiten, nicht in die Musikrecht-Falle zu tappen. „Ich zahle doch die Gema Gebühren!“ Die Gema ist eine Gesellschaft, die dafür sorgt, dass die Künstler Geld bekommen, wenn irgendwo in Deutschland öffentlich ihr Lied gespielt wird. Die Gema Gebühren, die für einen Salon gezahlt werden, umfassen nicht das Hochladen im Internet. Aber sowohl Meta, als auch Youtube und Tik Tok entrichten diese Gebühren pauschal. Das hat aber nichts mit den anderen Musikrechten zu tun. „Die Lieder liegen aber doch auf der Plattform für diese Nutzung!“ Das ist grundsätzlich richtig, aber dort liegen auch viele Bilder, die andere hochgeladen haben und trotzdem dürfen diese Bilder nicht von allen genutzt werden. Auch hier gibt es rechtliche Einschränkungen. Das Teilen ist immer erlaubt, das Runterladen für den privaten Gebrauch zum Zeigen ist auch erlaubt, aber das erneute Hochladen ins Internet und das Vervielfältigen, z.B. auf Flyern verletzt das Urheberrecht und zieht empfindliche Geldstrafen nach sich. So verhält es sich auch mit den Songs. Grundsätzlich darf die Mehrzahl davon nicht kommerziell genutzt werden. Das bedeutet, dass eine private Person kaum eine Einschränkung hat. Wenn aber ein Profil bei Instagram oder Facebook für ein Unternehmen genutzt wird, ist dies bereits eine kommerzielle Nutzung. Was sagt denn Meta dazu? In der Musik-Richtlinie von Meta heißt es hierzu: „Insbesondere die Nutzung von Musik für gewerbliche oder nicht private Zwecke ist verboten, es sei denn, du hast entsprechende Lizenzen eingeholt.“ In den Nutzungsbedingungen zur Sound Collection heißt es hingegen: „Meta gewährt dir hiermit eine nicht exklusive, gebührenfreie Lizenz zur Nutzung der SC-Audioinhalte für kommerzielle oder nicht kommerzielle Zwecke in Inhalte, die du in den Produkten der Meta-Unternehmen erstellst, hochlädst und verbreitest..“ Wie kommt man an die Lieder der Sound Collection? Bei Instagram ist man durch die Einstellung eines Business Accounts relativ „Save“. Dort werden deutlich weniger und nicht so populäre Lieder angezeigt. Will man ganz sicher gehen, gibt man in der Liedsuche den Begriff „Sound Collection“ ein und kann zusätzlich noch das Genre „Pop“ nutzen. Die Lieder die dann angezeigt werden, sind lizenzfrei, allerdings auch nicht besonders hip. Wie erkenne ich, ob ich ein Business Account habe? Unter der Bio (wo der der Name und die Infos stehen) sieht man ein Feld „Professional-Dashboard“. Damit hat man auf jeden Fall KEIN privates Profil mehr. Um ausschließen zu können, ob es sich um ein Creator Konto handelt, das auch mehr Lieder nutzen darf, aber nicht kommerziell ist, 1. schaut man auf die eigene Seite (rechts unten auf das runde Bild klicken), 2. dann auf die 3 Striche rechts oben in der Ecke. 3. Dort findet man den Punkt: Business Tools + Einstellungen. 4. Klickt man darauf kommt weiter unten auf: Kontoart wechseln. 5. Dort sieht man dann, in welche Konten man wechseln könnte. Facebook Bei Facebook ist es etwas schwieriger, die Reels und Videos mit lizenzfreien Songs zu unterlegen. Auch dort gibt es zwar auch eine Sound Collection, diese muss aber umständlich gesucht (www.facebook.com/sound/collection) und sodann das einzelne Lied runtergeladen werden. Fügt man direkt in der Facebook App in einen Reel einen Song dazu, sieht man verschiedene Kategorien: Für dich, Topaktuell, Entdecken, Neuerscheinungen und dann ganz unten Audio für kommerzielle Zwecke, die letzte ist auch die sicherste Kategorie. Hier werden übrigens auch Lieder mit einem roten Symbol gekennzeichnet, die für dich stummgeschaltet und für andere Personen nicht sichtbar sind und so nicht genutzt werden können. Wenn man unsicher ist, ob alle bereits geposteten Beiträge Songs enthalten, die kritisch sind, kann man den Songtitel bei Facebook in der Sound Collection eingeben. Ist er dort nicht enthalten, würde ich empfehlen, das Video/ Reel zu löschen. Ein Verändern der Musik im Nachhinein ist technisch nicht möglich. Wenn ein Musikstück auf Instagram kommerziell erlaubt ist, heißt das nicht, dass das auf Tik Tok auch so ist. Deshalb nicht ein Reel, das man bei Instagram erstellt hat, auf Facebook oder Tik Tok hochladen. Dies gilt besonders auch für Musik aus externen Apps wie z.B. Canva oder Capcut. Einen ganz besonderen Tipp gibt es von mir zum Schluss! Es gibt einige Internetseiten, auf denen man Creative Commons Lizenzen kaufen kann. Hier ist man absolut sicher, dass man keine Post von einem Anwalt bekommt und plötzlich pro Reel 5000€ zahlen muss. Hier sind leider die Lieder aus den Charts auch nicht vertreten. Dieser Artikel wurde nach bestem Wissen recherchiert und ersetzt keine Rechtsberatung. In konkreten Fällen empfehle ich, einen Fachanwalt für Medienrecht zu beauftragen. Tanja Copertino Social Media Profi, Berufsfotografin, Autorin und Trainerin Facebook und Instagram: Tanja Copertino